Bremssattel neu abdichten

Früher oder später ist es soweit - ein Bremssattelkolben klemmt oder die Dichtung ist sogar undicht.
Ab in die Fachwerkstatt mit dem Mopped!
Arbeiten an Bremsen sind nichts für den unbedarften Hobbyschrauber. Wer es trotzdem selber angehen will findet nachfolgend einige Hinweise - natürlich ohne Gewähr.

Zunächst die Bremsflüssigkeit ablassen und die Schrauben für die Bremsklötze lösen. Nun die Bremsleitungen von den Sätteln entfernen und die Bremssättel abschrauben; Bremsklötze sowie Federbleche entnehmen.

Die Sätteln nun reinigen (z.B. mit ein wenig Petroleum) und mit Bremsenreiniger fettfrei machen.
Nun kann man die Bremssättel prima in die Fachwerkstatt bringen.
Alternativ sucht man nun die Dichtungskits, die man vor Monaten bereits gekauft hat (von dem Schock beim Bezahlen musste man sich ja erstmal erholen).

Zwischen die Kolben ein Lappen gelegt und mit einer Fußluftpumpe oder einem Kompressor Druck auf den Leitungsanschluß des Sattels geben - als "Anschluss" eignet sich z.B. die mit etwas Isiolierband aufgedickte Tülle für Luftmatratzen o.ä., feste von Hand angedrückt. Mit einem lauten *Plopp* sollte einer der beiden Kolben sich nun aus dem Sattel verabschieden.

Die beiden Dichtungen im Sattel entfernen und vorsichtig das Innere mit Bremsenreiniger reinigen. Den Kolben ebenfalls reinigen. Hartnäckige Ablagerungen kann man mit NevrDull wegpolieren (anschließend wieder mit Bremsenreiniger behandeln!), jedes Rumgekratze mit Sandpapier oder sonstigen harten Hilfmitteln führt direkt zum Tod des betroffenen Bauteils. Die Ablagerungen lassen sich aber gut mit einem Stück Kunststoff oder Holz abkratzen.
Sollten sich an einem Kolben Riefen oder Kratzer befinden ist wieder einmal der Gang zum Yamaha-Händler des geringsten Misstrauens angesagt - Neuteil bestellen.

Die Dichtungen mit der dem Kit beiligenden Paste beschmieren und in den Sattel einbringen (natürlich zuerst die untere breitere Dichtung). Den gereinigten Kolben ohne zu verkanten ganz einschieben.

Nun diesen Kolben mit einer Schraubklemme (z.B. vom Laubsägeset) festsetzen (eventuell Holz unterklemmen) und den anderen Kolben auf dem gleichen Weg per Druckluft aus dem Sattel Pressen. Reinigen und einbauen wie zuvor.

Übrigens wird natürlich der letzte der 4 Kolben einfach keine Reaktion auf die Druckluft zeigen und fett im Sattel sitzen bleiben.
Einweichen mit WD40 (oder Caramba) sowie anheben des Druckes (8 bar) haben in meinem Fall letztlich doch noch zum Erfolg geführt.

Unbedingt sollte man von der Idee Abstand nehmen den Bremssattel zu teilen. Weder die Schrauben noch die dann notwendigen neuen Dichtungen sind bei Yamaha als Ersatzteil erhältlich.

Die hier beschriebene Methode hat den Nachteil, dass nie beide Kolben gleichzeitig dem Sattel entnommen sind. D.h. beim Reinigen der zweiten Bohrung muß entsprechend umsichtig mit den Reinigungsmitteln umgegangen werden (Bremsenreiniger greift Gummi-Teile an!).
Alternativ kann man mit per Gewebeband im wahrsten Sinne entschärften Zangen an den Kolben rumfummeln, allerdings war für mich klar, dass dies zu 99% mich direkt zum Yamaha Händler zwecks Kolbenneukaufs führen würde. Und den festsitzenden Kolbens hätte man niemals mit einer Zange fest genug greifen können.

Dirk Thomalla